Am 8. Februar diesen Jahres mussten wir zum dritten Mal in den Auswärtskampf gegen die SG Niederkassel ziehen. Den Kampfverlauf wechselhaft zu nennen wäre höflich formuliert.
Ich selber war als erster fertig und nahm im 17. Zug ein Remisangebot meines Gegners an in einer Stellung, in der ich diesen leicht besser stehend wähnte. Wohl auch nicht zu unrecht. Vorher hatte ich mir jedoch den Stand an den anderen Brettern angesehen, um sicher zu sein nicht leichtfertig einen wertvollen halben Punkt zu verschenken. Was ich erblickte, sah aus unserer Sicht sehr erfreulich aus. Aleksej Litwak mit Schwarz hatte in einem Leichtfigurenendspiel (unser Mann hatte einen Springer, sein Gegner einen Läufer) durch eine Unachtsamkeit des Gegners einen Mehrbauern gewonnen und konnte gefahrlos auf Gewinn spielen, auch wenn die Remisbreite noch recht hoch war. Jürgen Kaufeld mit Weiß hatte ebenfalls Vorteil in einer Fianchettovariante der Königsindischen Verteidigung und Vlastimil Hort stand zumindest bequem. An den hinteren Brettern sah die Lage ähnlich gut aus. Während die Stellung von Claus Nissen etwas schwer einzuschätzen war und zu diesem Zeitpunkt wohl weder er noch sein Gegner eindeutig Vorteil für sich reklamieren konnten, hatte sich Dragos Ciornei in der Königsindischen Verteidigung gegen das Doppelfianchetto seines Gegners gut behauptet und hatte es zumindest etwas bequemer als sein Gegner. Andreas Voge mit Weiß an Brett 7 konnte taktisch auftrumpfen, nachdem sein Gegner sich verkombiniert hatte. Seine Stellung wähnte ich fast gewonnen. Thomas Weyh, unser bereits zum zweiten Mal eingesetzter Stammersatzspieler, hatte ebenfalls wenig Sorgen. Konservativ geschätzt lag ein klarer Sieg für uns in der Luft, bis hin zum 6:2.
Aber es wäre wohl kein Auswärtskampf gegen Niederkassel, wenn uns nicht, wie schon die beiden Male zuvor, sicher geglaubte Mannschaftssiege unter der Hand wegzubröseln drohten. Wir hatten da schon leidvolle Erfahrungen machen müssen. Während in der ersten Auflage immerhin noch ein 4:4 für uns rausgesprungen war, ging beim zweiten Mal zu unser aller Unglauben und Entsetzen der Kampf mit 2,5 – 5,5 verloren. Selbiges schien sich in der dritten Auflage zu wiederholen!
Bei Aleksej ging alles auf wie angenommen. Sein Gegner versuchte in schwieriger Verteidigungslage einen Befreiungsschlag, der aber alles nur noch schlimmer machte und seine Niederlage besiegelte. Doch ab da lief fast nichts mehr rund. Claus hatte sich eine Gewinnstellung mit zwei Mehrbauern erspielt, zog aber an entscheidender Stelle zu schnell in der Annahme eine tödliche Kombination anbringen zu können. Das Ergebnis war ein Figurenverlust. Bei Jürgen drehte sich die Stellung in ähnlich dramatischer Weise. Er stellte in klar besserer Stellung einen Bauern ein, wonach der klare Vorteil auf den Gegner überging. Immerhin bekam er dafür das Läuferpaar, was sich später noch bezahlt machen sollte. Dragos‘ wollte in einem durch eine langzügige Abwicklung entstandenen Turmendspiel zuviel und ermöglichte seinem Gegner so gefährliches Gegenspiel. Auch Andreas‘ Partie entwickelte sich nicht so wie erhofft, weil sein Gegner genug Gegenspiel kreieren konnte, um Material- und Läuferpaarvorteil zu kompensieren und ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern zu erreichen. Im Ergebnis wurde es Remis. Genauso wie an Brett 8, wo unser Spieler einen Bauern gewinnen konnte, dieser aber erstens aufgrund der ungünstigen Bauernstruktur fast nicht zu verwerten war und zweitens befanden sich auch hier ungleichfarbige Läufer auf dem Brett. Und weil sich auch der Abtausch der verbliebenen Schwerfiguren nicht vermeiden liess, galt das ebenso für den Remisschluss.
Vlastimil konnte glücklicherweise seine Partie souverän gewinnen, dennoch schien alles auf eine 3,5 – 4,5 – Niederlage hinaus zu laufen. Bei Dragos erwies sich das Gegenspiel des Gegners als übermächtig. Zwar musste sein Gegner den eigenen Turm gegen den Freibauern von Dragos opfern, aber hatte dafür noch ein weit fortgeschrittenes Freibauernpaar übrig, welches Dragos nicht mehr aufhalten konnte. Damit schien sich die erste Niederlage von drei zu erwartenden manifestiert zu haben. Doch endlich griff unser Saisonglück helfend ein. Claus hatte es geschafft seinen Gegner zu befudeln und dem Gegner seine Mehrfigur gegen einen Freibauern abtrotzen können. Zwar hatte dieser noch zwei Mehrbauern übrig, aber seine Figurenkoordinierung war nicht gut genug für deren Verwertung. Damit war zumindest schon einmal das Unentschieden gerettet. Bei Jürgen sah die Lage fast hoffnungslos aus, er hatte mittlerweile ein Endspiel mit drei Minusbauern auf dem Brett. Doch hier machte sich sein Läuferpaar bezahlt. Im Verein mit dem verbliebenen Turm (der Gegner hatte ebenfalls noch einen Turm sowie einen Läufer und einen Springer) konnte bei beidseitiger Zeitnot genug Figurenaktivität entfaltet werden, um einmal mehr in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern überzuleiten. Dem Gegner war auch nur noch ein Mehrbauern verblieben, der noch nicht einmal ein Freibauer war. Somit endete auch dieser Einzelkampf Remis, so daß der Mannschaftskampf noch glücklich mit 4,5 – 3,5 gewonnen wurde.
Für die folgende 7. Runde steht ein Heimkampf gegen das Verfolgerteam (und damit Aufstiegskonkurrent) des SV Letmathe an.