Wie sich wahrscheinlich schon teilweise herum gesprochen hat, verlief unser Kampf gegen die erste Mannschaft der Elberfelder SG, wo wir unseren Aufstieg zu besiegeln dachten, alles andere als erfolgreich. Wenn man sich den Bericht von Elberfeld durchliest (http://www.esg1851.de/2015/03/23/sensationeller-heimsieg-ueber-spitzenreiter-oberhausen/), so könnte man denken wir wären chancenlos eingemacht worden. Dem war aber nicht so.
Die Weißpartie von Vlastimil Hort gegen Rainer Odendahl fand in einem Remis wohl tatsächlich ihren verdienten Ausgang, wobei ein abgebrühterer Spieler womöglich versucht hätte sich Vlastimil’s Zeitnot zunutze zu machen. Jedenfalls stand zu dem Zeitpunkt unser Kampf bereits auf etwas wackligen Füßen, es zeichneten sich in der Tat Probleme für uns ab. Aleksej Litwak stand für meine Begriffe gegen Frank Noetzel bedenklich und Claus Nissen hatte gegen Heiko Kesseler in einer leicht besseren Stellung im Zentrum einen Bauern weggestellt. Einziger deutlicher Lichtblick war die Weißpartie von Jürgen Kaufeld gegen Gerd Kurr, wo wie beim letzten Kampf gegen Elberfeld einmal mehr die Vorstossvariante auf dem Brett war, nur dass unser Spieler dank eines Figurengewinns diesmal noch deutlicheren Vorteil hatte. Im Großen und Ganzen lag jedenfalls die Gefahr einer, wenn auch knappen, Niederlage in der Luft, was mich mein Remisangebot von Helge Hintze ausschlagen liess. Im Nachhinein hätte ich es lieber angenommen, auch wenn meine Entscheidung zum konkreten Zeitpunkt wohl zumindest vertretbar war. Jedenfalls gelang es mir die gegnerische Bauernstruktur in Form eines Doppelbauern auf der geschlossenen b-Linie leicht zu schwächen, auch wenn dies kaum ausnutzbar war. Mein Gegner traf die interessante Entscheidung, sich zusätzlich einen Isolani aufzubürden, wobei sich im Gegenzug die Stellung öffnete und seine Figurenaktivität merklich erhöhte. Der Isolani selber war ebenfalls kaum bis gar nicht ausnutzbar. Ich entschloss mich, meinen König Richtung Brettmitte zu bewegen, um einen Damentausch bewerkstelligen zu können (wir hatten kurz nach meiner Ablehnung neben vielen Bauern jeder noch eine Dame sowie einen weißfeldrigen Läufer auf dem Brett). Auch dies war noch vertretbar, mein Gegner entschied sich einen der Doppelbauern zu opfern, um im Gegenzug seine Dame aktiver zu stellen und meine Bauernstellung so zu ruinieren, dass mein König etwas zugig stand. Die Stellung befand sich noch immer in der Remisbreite und ich hätte mich einem Remis durch Dauerschach beugen können. In diesem Moment verliessen mich alle guten Geister und führte im 40. Zug meine Dame nach b1 in der Annahme, damit risikolos Druck auf die gegnerische Stellung ausüben zu können. Direkt nach dem Zug sah ich den Salat, aber es war zu spät – zwei Züge später war mein König auf e5 matt gesetzt!
Auch abseits meiner unnötigen Niederlage sah es nicht rosig für uns aus. Zwar hatte Matthias Limberg an Brett 8 (er war nachgerückt, weil Andreas Söhnchen aus gesundheitlichen Gründen ausfiel) mit den schwarzen Steinen ein Remis erspielt, im Gegenzug war Andreas Voge leider seine Stellung entglitten, nachdem er die Qualität gegen Läuferpaar, zwei verbundene Freibauern und eine recht viel versprechende Position eingetauscht hatte. Claus Nissen kämpfte nach wie vor um’s Remis und Aleksej Litwak kämpfte in einer Zeitnotschlacht um das Überleben, wenn auch mit einiger Hoffnung auf ein Happyend. Jürgen Kaufeld’s Partie nahm ihren gerechten Ausgang und endete siegreich für uns. Leider holte Dragos nicht alles aus seiner Partie raus, was möglich gewesen wäre. Nach einer gut gelaufenen Leningrader Verteidigung in der Holländischen Eröffnung hatte er ein Leichtfigurenendspiel mit sehr grossem Raumvorteil auf dem Brett. Leider hatte er auch wenig Bedenkzeit bis zur Zeitkontrolle im 40. Zug über, was ihn wohl eine Zeitnotniederlage befürchten liess. Somit nahm er das Remisangebot seines Gegners an. Aleksej Litwak konnte das zwischenzeitlich erhoffte Happyend nicht herbeiführen und verlor. Damit war unsere erste Saisonniederlage praktisch besiegelt, denn Claus Nissen hatte ein Turmendspiel mit Minusbauern auf dem Brett, wo ein Remis das höchste der Gefühle war. Und Andreas Voge stand schlicht auf Verlust. Beide schafften es dank hartnäckiger Verteidigung ihre Partien ins Unentschieden zu retten, unserem Mannschaftskampf half das leider nichts mehr – am Ende stand es 4,5 : 3,5 gegen uns.
Dadurch ist unser fast schon sicher geglaubte Aufstieg gefährdet, da der SV Letmathe mit einem Sieg die Distanz zu uns auf einen Mannschaftspunkt verkürzen konnte. Somit reicht uns ein Remis in der Schlussrunde nicht mehr, denn sollte der SV Letmathe die letzte Runde auch noch gewinnen, dann wäre er nach Brettpunkten vor uns. Und wir müssten uns in einem Stichkampf um den Aufstieg beweisen, sofern uns dies vergönnt sein sollte. Es ist aber nicht alles Verdammnis und Düsternis für uns. Während wir in der letzten Runde gegen den Tabellenletzten SK Münster 2 antreten, steht dem SV Letmathe mit dem SC Hansa Dortmund die – nach „Aktenlage“ – schwerere Aufgabe bevor. Somit bleibt noch Raum für Zuversicht.